Geschäftsreisende, Kinder auf Klassenfahrt oder Studenten: Jeden kann das Heimweh plötzlich überkommen. Aber was tut man denn, wenn sie erst mal da ist, diese komische Sehnsucht nach etwas, das man eben noch als vollig überdrüssig empfunden und hinter sich gelassen hat?
Reiseportale, Billigflugangebote und Studienprogramme ermöglichen es: Die “Generation Y?” ist vernetzt und quasi ständig auf der ganzen Welt unterwegs. Und das nicht nur online: Wo es heute immer mehr zur Norm gehört individuell zu reisen und auch einmal länger in der Ferne wegzubleiben, bleibt auch die Sehnsucht nach Vertrautem nicht unbedigt aus. Für einige gehört es zur Reiseerfahrung dazu. Immerhin versprechen wilde Traveller-Geschichten, gespickt mit den sonnigsten Schnappschüssen auf allen sozialen Kanälen das ultimative Reiseglück.
Ist der Freigeist dann einmal entfesselt und eine junge Seele neugierig in der Weltgeschichte unterwegs, heißt es die herbeigesehnten Herausforderungen auch zu bewältigen. So trifft einen vor allem abends, wenn man von den Eindrücken des Tages erschöpft ist, die Sehnsucht nach dem Vertrauten. Und das ist nun einmal oft Zuhause. Aber von den Hürden und Tiefpunkten einer Reise oder Auslandssemesters will so recht keiner berichten. Das beschreibt auch Spiegel-Online auf seinem Studentenportal:
“Wer Heimweh offenbart, zeigt Schwäche – und gerät schnell in den Verdacht, ein ‘Mama-Kind’ zu sein, untauglich für die Freiheit und ein wildes Studentenleben. Kein Wunder also, dass sich viele dieses Gefühl nicht eingestehen wollen – und schon gar nicht in großer Runde darüber reden.” Das ist normal und sollte dennoch keinen davon abhalten sich den Kram, wie ich hier, einfach von der Seele zu reden.
Selbst wer schon länger woanders wohnt, kann noch Heimweh empfinden. Nicht umsonst beschäftigen sich von Apotheken Umschau bis Glamour.de irgendwie alle Ratgeber-Portale mit dem Thema. Und auch die Katze auf dem Fensterbrett rät: Oft verfliegt das Gefühl schon, wenn man sich aufrafft und aktiv wird. Ablenkung ist der Schlüssel, da reicht es manchmal schon das Lieblingslied mal wieder laut auf zu drehen. Oder wie wär’s mit einem Spaziergang zum nächsten Café? So finden sich schon mal spontan neue Bekanntschaften.

Denn auch wenn der Weltschmerz in den Heimweh-Momenten auf einmal ganz groß ist, wachsen Kopf und Selbstvertrauen doch mit ihren Aufgaben: Neue Menschen kennenzulernen, große Städte zu erkunden und trotz pochendem Herzen jeden Tag ein bisschen unabhängiger zu werden; all diese Dinge verhelfen zu mehr Selbstständigkeit.
Es gilt also: Das Heimweh aus zu halten ist eine emotionale und besondere Erfahrung. Vor allem bietet es aber die Chance, ausgeglichener und selbstbewusster durch’s Leben zu gehen – egal ob in fernen exotischen Ländern, oder endlich wieder zurück in der Heimat, auf der gemütlich-vertrauten Couch.
HeimwehIch hörte heute morgen Und blaue Veilchen blühten In meiner Stadt im Norden Und über grauen Wolken Agnes Miegel
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